In der Schule am Tierpark ist die Förderung des Kooperativen Lernens ein wichtiges Anliegen. Kooperative Arbeitsformen bieten auch für den individuellen Lernprozess entscheidende Vorteile, da sich in derartigen Konzepten alle Kinder mit ihren individuellen Fertigkeiten und Talenten gewinnbringend in die Lösung unterrichtlicher Themen und Problemstellungen einbringen können.

Während in einem herkömmlichen Unterricht die Lehrperson in der Regel der wissensvermittelnde Experte ist, geht das Konzept des kooperativen Lernens davon aus, dass alle Kinder in verschiedenen Bereichen Experten sind und dieses Wissen mit anderen teilen können, um es so zu multiplizieren. Das Konzept ist somit kein lehrerzentriertes-, sondern vielmehr ein schülerorientiertes Konzept.

Über den Gewinn kooperativer Unterrichtsmethoden für den Lernprozess unserer Schülerinnen und Schüler hinaus , fördert ein Unterricht, in dem Gruppenprozesse auch immer wieder auf einer Metaebene beleuchtet werden, insbesondere zu einer Verbesserung des sozialen Klimas. Kinder die verstehen, dass man nur gemeinsam ans Ziel kommen kann sowie unterschiedliches Wissen und Können eine Bereicherung darstellen und keineswegs ein Defizit, unterstützen sich in den jeweiligen Lerngruppen gegenseitig, lernen über Probleme zu sprechen und erlernen somit soziale Kompetenzen, die über den Unterricht hinaus tragfähig bleiben. Desweitern stärkt ein solcher Unterricht unweigerlich das Selbstwertgefühl der Schüler/innen, da sie erfahren, dass ihr Beitrag relevant ist.

In mehreren Fortbildungen haben wir ein breites Repertoire an Methoden kennengelernt, die mittlerweile in den unterrichtlichen Alltag eingeflossen sind und die wir prozessbegleitend evaluieren, um unseren Unterricht kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu optimieren.

Methoden des kooperativen Lernens

Im Folgenden möchten wir Ihnen gerne einige Methoden exemplarisch skizzieren.
Dies ist nur ein exemplarischer Ausschnitt und doch zeigt er gut, welche grundsätzlichen Prinzipien in einem Unterricht, der auf Kooperation ausgerichtet ist, zutrage kommen.

Line-up

Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten sich im Kreis so anzuordnen, wie sie ihrer Einschätzung nach mit einem Unterrichtsinhalt zurechtkommen. Schüler/Innen, die angeben, dass sie Hilfe benötigen, bekommen einen Experten an diese Seite gestellt.

Verabredungskalender

Die Kinder haben die Möglichkeit, sich drei Partner für die Bearbeitung von Unterrichtsinhalten auszusuchen und auf einer Karteikarte zu notieren, auf die immer wieder zurückgegriffen werden kann.

Karussell

Die Kinder stellen sich in einer Art Doppelkreis auf, in dem sich immer zwei Kinder gegenüber stehen und trainieren gegenseitig Fertigkeiten, fragen sich beispielsweise Einmaleins-Reihen ab.

Placemat

Die Kinder schreiben auf einem Poster in Vierergruppen zunächst jeder für sich in einem vorgesehenen Bereich ihre Ideen oder Lösungswege zu einem Problem auf. Im Anschluss präsentieren sie ihre Ideen und einigen sich dann in der Gruppe auf einen gemeinsamen Weg, der in der Mitte des Posters als Gruppenergebnis notiert wird und im Plenum präsentiert wird.

Funktionale Rollen

Um den Gruppenarbeitsprozess zu strukturieren erhält jedes Kind in solchen Unterrichtsphasen eine persönliche Rolle, wie z.B. den Zeitmanager (zuständig für die Einhaltung der Zeitvorgaben), den Materialmanager (zuständig für das Vorhandensein und Wegräumen der benötigten Materialien), den Ermunterer (zuständig für ein gutes Klima in der Gruppe), den Flüsterstimmenchef (zuständig für eine ruhige Arbeitslautstäke), der Spion (zuständig dafür bei anderen Gruppen nach Ideen zu fragen und diese in die eigene Gruppe zu tragen). Weitere Rollen, die sich von Namen her erschließen: Vorleser, Schreiber, Vortrager, Illustrator…

3-Finger-Einschätzung

Immer wieder werden die Kinder angehalten, den Lernprozess zu reflektieren. Eine effiziente Methode ist die 3-Finger-Einschätzung: Die Kinder werden gebeten: Hand aufs Herz, (z.B.), wie schwer ist mir die Aufgabe heute gefallen? Nun zeigen die Kinder entweder einen, zwei oder drei Finger in die Höhe. Dabei steht ein Finger für eher schwer, zwei Finger für ganz ok und drei Finger für eher leicht. Im Anschluss bietet sich ein Gespräch an, was beim nächsten Mal anderes sein muss, damit aus einem Finger zwei werden oder aus zweien drei etc. und welche Hilfen benötigt werden usw.

Weitere Methoden

Desweitern arbeiten wir mit anderen Methoden, die nicht explizit dem Konzept des kooperativen Lernens entspringen, jedoch keinen Widerspruch beinhalten, sondern diese erweitern und ergänzen oder den konzeptionellen Rahmen für weiter kooperative Methoden bieten, zu erwähnen sind hierbei die folgenden.

Offenes Lernen

Dabei wird der Unterricht variabel – d. h. ohne Festlegung eines festen didaktischen Plans – gestaltet und verschiedene Sozialformen an die unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Interessen der SchülerInnen angepasst.

Gruppenarbeit

SchülerInnen bereiten selbständig ein vom Lehrerkörper vorgegebenes und geplantes Thema in Gruppen von drei bis sechs Personen auf. Diese ausgearbeiteten Inhalte werden dann meist noch vor der gesamten Klasse präsentiert. Der Lehrkörper tritt bei dieser Sozialform eher in den Hintergrund und nimmt eine beratende bzw. beobachtende Position ein. Anwendungsbereich: bei Themen wo etwas diskutiert, recherchiert beziehungsweise dargestellt wird.

Partnerarbeit

Im Gegensatz zur Gruppenarbeit wird bei der Partnerarbeit ein Stoff von zwei SchülerInnen selbständig bearbeitet. Partnerarbeit kombiniert die Vorteile der Einzel- und Gruppenarbeit, erfordert jedoch einen geringeren organisatorischen Aufwand als bei der Gruppenarbeit notwendig ist. Sie steigert außerdem die Teamfähigkeit und die Aufgaben können effizienter und konzentrierter erledigt werden als in einer Gruppe. Anwendungsbereich: Aufgaben die für eine Person zu schwierig wären.

Einzelarbeit

Bei der Einzelarbeit (auch Stillarbeit genannt), erarbeitet der/die SchülerIn eine vom Lehrkörper gegebene Aufgabe alleine. Die Arbeit kann z.B. durch verschiedene Schwierigkeitsgrade, dem Lerntempo des/der LernendeIn angepasst werden. Es findet somit individuelles Lernen statt – der/die SchülerIn bearbeitet alleine und ohne Rücksicht auf Andere ein Problem. Anwendungsbereich: Phase des Übens und Wiederholens (wie bei Hausaufgaben).

Frontalunterricht

Die Klasse wird gemeinsam von einem Lehrer unterrichtet. Es besteht kein Einfluss von den Schülern auf den Unterricht – der Unterricht wird nur von dem/der LerhrerIn gestaltet. Durch Frontalunterricht ist kein selbständiges Arbeiten des Schülers möglich. Anwendungsbereich: Anfangs- und Einführungsphase, Wiederholungen und Zusammenfassungen.

Diese Sozialform ist stark in den Hintergrund getreten und es wird nur noch in der Anfangs- und Einführung darauf zurückgegriffen.

Bewegtes Lernen

Ziel: Rhythmisierung des Lernens, Bewegungsförderung

Je nach Wahl der Bewegungseinheit. Es gibt unzählige Spiele und Übungen, die im Unterricht eingebunden werden können. Als Beispiele seien hier nur Sammeln durch visuell-motorische Übungen, Obstsalat und Dirigentenspiel genannt.

Blitzlicht

Ziel: In kurzer, knapper Form werden Rückmeldungen und Meinungen zu einem bestimmten Thema geäußert. Jedes Kind äußert sich reihum kurz in Form von einem oder zwei Sätzen zu der gestellten Frage bzw. dem gestellten Impuls. Dieser kann z.B. folgendermaßen lauten: „Wie geht es mir heute?“, „Wie hat es mir bis jetzt gefallen?“, usw. Dabei sollte die Ichform verwendet werden. Alle anderen Kinder sind während der Äußerung nur Zuhörer, es dürfen lediglich Verständnisfragen gestellt werden. Hat jeder etwas gesagt, kann ggf. über angesprochene Probleme diskutiert werden.

Brainstorming

Ziel: Sammeln von möglichst vielen Ideen und Assoziationen zu einem vorgegebenen Thema

Nach Nennung des Themas schreibt jeder Schüler seine Ideen und Assoziationen zu diesem Thema auf. Die einzelnen Beiträge müssen nicht unbedingt "sinnvoll" sein, die Methode lebt von der Vielfalt. Bei Gruppenarbeit können auch Beiträge der anderen Gruppenmitglieder Ausgangspunkt für neue eigene Beiträge bilden.

Projektarbeit

Ziel: Handlungsorientiertes Lernen an einem Thema mit praktischem
Lebensbezug, das vielschichtig und fächerübergreifend sein muss, die Schüler
arbeiten selbstorientiert und selbstverantwortlich. Ein Projekt muss immer zu
einem Ergebnis führen und anderen vorgestellt werden.  
Gemeinsam wird eine genaue Zielsetzung erarbeitet: Was wollen wir? Wie
lange brauchen wir? Welches Material brauchen wir? – Ideensammlung und
thematische Schwerpunkte setzen, Bilden von Projektgruppen und
Gruppenplanung, Arbeiten in den Gruppen – Produkterstellung/Präsentation
und Reflektion der Arbeit

Rollenspiel

Das Rollenspiel stellt eine bekannte Form dar, um in einer vorgegebenen Situation Alltagshandeln zu üben. Geübt wird das spontane, situative Sprechen, was der mündlichen Sprachförderung dient. Allen Teilnehmern ist die Situation bekannt. Außerdem können die Teilnehmer Rollenkarten erhalten, auf denen jeweils nur die Rolle dargestellt ist, die sie einnehmen sollen. Nachdem sich jedes Kind mit der Rolle vertraut gemacht hat, beginnt das Spiel. Am Ende des Spiels geben alle Spielerinnen und Spieler sowie die Zuschauer einzelne Stellungnahmen ab. Die Kommentare beziehen sich auf die eingenommene Rolle.

Meldekette

Die Kinder nehmen nach ihrem Wortbeitrag selbstständig ein anderes Kind
dran.

Tagesplan

Der Tagesplan ist strukturiert wie der Wochenplan jedoch weniger umfangreich. Für die Bearbeitung ist ein Tag vorgesehen. Dieser wird vor allem in Klasse 1 und 2 eingesetzt, um das selbständige Lernen anzubahnen.

Wochenplan

Die Kinder erhalten zu Beginn einen individuellen Wochenplan, der sich am Leistungsstand des Kindes orientiert. Dieser umfasst Aufgaben aus mehreren Unterrichtsfächern. Die Kinder haben in der Regel eine Woche Zeit, diesen zu bearbeiten. Dabei stehen in Zeiträume in der Schule und bei den Hausaufgaben zu Verfügung. Der Wochenplan kann Einzel-, Partner- und Gruppenarbeiten beinhalten, die Reihenfolge der Bearbeitung ist den Kindern in der Regle freigestellt. Er fördert das selbstständige, eigenverantwortliche Lernen.

Werkstatt

Im Werkstattunterricht wird ein Unterrichtsinhalt von der Lerperson vorbereitet an in einzelnen, individuelle zu bearbeitenden Angeboten den Kinder zur Verfügung gestellt. Die Angebote können aus verschiedenen Unterrichtsfächern stammen orientieren sich jedoch alle an einem Thema. Die Reihenfolge der Bearbeitung der Angebote ist den Schüler/innen freigestellt. Die Angebote können verschiedene Sozialformen beinhalten. Werkstätte fördern das eigenverantwortliche Lernen

Schreibkonferenzen

Die Kinder bearbeiten eigene Texte anhand bestimmter Schreibkriterien und rechtschriftlich selbständig in Gruppen.

Stationen

Alle Kinder durchlaufen in einer vorgegeben Reihenfolge von der Lehrperson vorbereitete Stationen zu einem Unterrichtsinhalt. Stationsarbeit ist in der Regel als Gruppenarbeit konzipiert.